Sonntag, 29. Juli 2012

[Rezension] John Green - Das Schicksal ist ein mieser Verräter



Autor: John Green
Originaltitel: The Fault in our Stars
Verlag: Hanser
Preis: € 16.90




Ich beginne diese Rezension mal anders: Indem ich euch ein Video zeige. Ein Video des Autors, da ich ihn euch erst einmal vorstellen möchte. Ich finde, in diesem Fall muss man sich mit dem Herrn hinter dem Werk befassen, da John Green an sich eine dermaßen faszinierende und einnehmende Persönlichkeit ist, dass eine Schande wäre, das unter den Tisch fallen zu lassen. 
Ich glaube sowieso, ich bin ein bisschen verliebt in John Green. Allein schon deswegen, weil er in etwa so schnell redet wie ich und das schafft sonst keiner. Und ich glaube, ich muss unbedingt zu seiner Lesung in München und ihn mir live anschauen. Wie sagte jüngst jemand? "Authors are my Rockstars" - unterschreibe ich voll und John Green ist dann quasi mein Brian May oder so.

Bevor wir zum eigentlichen Buch kommen, noch eine Sache, wieso mich John Green, nachdem ich schon alle seine Bücher gelesen hatte und begeistert war, beeindruckt hat: Nachdem "The Fault in Our Stars" fertig und angekündigt war und die Zahl der Vormerkungen in die Höhe schoss, beschloss er, alle vorgemerketen Exemplare zu signieren. Zahlen gefällig? Es waren 150 000 Exemplare, er unterschrieb rund 5000 täglich, 400 Exemplare die Stunde, 12 Stunden am Tag. Das nenne ich mal Einsatz und vor allem Fannähe - hier weiß einer, dass seine Leser ihn und seinen Erfolg ausmachen. Denn wie viele gute Autoren gibt es, denen dieses Glück nicht vergönnt ist?

"Ich glaube, man hat immer die Wahl, wie man eine traurige Geschichte erzählt, und wir entschieden uns für die komische Variante."
Ich denke, dieser Satz trifft es ganz gut. Denn im Grunde genommen ist die Geschichte von Hazel und Augustus traurig. Und doch wäre John Green nicht John Green, wenn er diese Geschichte, das Drama, die Traurigkeit nicht irgendwie komisch erzählen würde.
Hazel hat Krebs. Und doch soll ihre niedergeschriebene Geschichte kein Krebsbuch sein, denn: "Krebsbücher sind doof", findet sie. Und so ist es viel eher die Geschichte einer Liebe. Und die Geschichte des Schicksala, das ein mieser Verräter ist. In ihrer Selbsthilfegruppe, zu der sie grundsätzlich nicht gehen will, trifft sie Augustus Waters - und verliebt sich. Doch da sie weiß, dass sie irgendwann frühzeitig sterben wird, will sie sich nicht auf ihn einlassen. Schlimm genug, wenn ihre Eltern sie verlieren, aber sonst soll das keinem passieren.
Doch August Waters, selbst vom Krebs mit einem künstlichen Bein gezeichnet, gibt nicht auf. Er liest sogar Hazels Lieblingsbuch "Ein herrschaftliches Leiden", um sie besser zu verstehen. Damit beeindruckt er sie und langsam lässt sie ihre Mauern sinken und ihn an sich heran - trotz aller Bedenken und Vorbehalte.
Augusts will Hazel einen Wunsch erfüllen: Den Autor Peter Van Houten zu treffen und die Geschichte ihres Lieblingsbuches zuende zu erzählen. Doch ein krebskrankes, in den USA lebendes Mädchen zu einem zurückgezogen lebenden Autor nach Amsterdam zu bringen, scheint ein unmögliches Unterfangen zu sein. Nicht jedoch für Augustus und eine gemeinnützige Organisation, die sich auf die Wünsche krebskranker Kinder spezialisiert hat.
Doch Augustus verheimlicht etwas vor Hazel: Denn obwohl er dachte, den Krebs im Griff zu haben, kommt dieser mit aller Kraft zurück und beansprucht Augustus' Körper für sich. Und plötzlich ist es nicht mehr er, der von Hazel verlassen werden könnte, sondern sie, die ohne ihn weiterleben muss.

Dass Krebsbücher doof sind, würde ich so nicht unterschreiben. Aber sie sind schwierig. Es gibt wahnsinnig viele Romane, die sich mit Krebskranken beschäftigen, mit ihrem Schicksal, ihrem Leiden und mit ihrem Tod. Viele dieser Bücher habe ich gelesen und die meisten haben mich vor allem unendlich traurig gemacht - das schaffen sie auch dann, wenn man keinen direkten Bezug zum Thema hat. Hier war es anders. Klar hatte ich Tränen in den Augen, klar hat mich das Buch traurig gemacht. Aber es ist eben auch ein Buch von John Green. Und dessen Humor und Leichtfüßigkeit schaffen es sogar, wirklich traurige und schwermütige Themen in etwas zu verwandeln, das Hoffnung ausstrahlt. Dazu kommt, dass er es schafft, absolut liebenswürdige Charaktere zu erzeugen, die zudem real wirken. Man fiebert mit ihnen mit, verliebt sich mit ihnen, trauert, hat Schmerzen - das ganze Spektrum, die ganze Achterbahnfahrt!
Im Übrigen würde ich "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" niemals als reines Jugendbuch bezeichnen. Es ist etwas für Leser in beinahe jedem Alter. Da ist es vollkommen egal, ob die Protagonisten Jugendliche sind. Ihr Schicksal und ihre Geschichte ist für jeden etwas. Und John Green hat es verdient, dass man ihn auch außerhalb der Box "Jugendbuch" wahr- und ernstnimmt!

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