Montag, 17. April 2017

Von Männern und Socken

Es gibt eine Sex and the City Folge, in der Carrie eine Schaffenskrise hat. Allein deswegen mag ich diese Episode wahrscheinlich besonders gern (wir erinnern uns) und weil sie letztendlich erfährt, dass ihre Kolumne in ein Buch gepackt werden sollen (Wunschtraum). Aber zwischenzeitlich erzählt sie, dass ihr die Themen ausgehen und sie sogar angefangen hat einen Text über Männer als Socken zu schreiben. 

- Last night, I actually started writing about my sock drawer. Men as socks. 
- "Socks and the City."


Leider wird nie wirklich aufgeklärt, ob sie den Text zu Ende schreibt und wie sie Männer und Socken vergleicht. Und offenbar hat das, je öfter ich die Folge gesehen habe (vermutlich um die fünfzehn Mal) schön an meinem Unterbewusstsein genagt, denn irgendwann fing ich an, mir Gedanken über Männer und Socken zu machen. 
Vielleicht liegt es aber auch an einer fortwährenden Diskussion, die ich seit einiger Zeit und aktuell immer noch zum Thema Socken führe und die weder ein Ende zu finden scheint, noch zu einem Ergebnis zu führen. Socken sind offenbar ein weitaus spannenderes Thema, als ich bisher angenommen hatte. 

Ich mag seit kurzem bunte Socken. Mit mögen meine ich natürlich auch tragen, sonst hätten sie ja irgendwie ihren Sinn verfehlt. Was ich an bunten Socken außerdem mag: Ich muss nicht 50 gleich aussehende schwarze Socken nach dem Waschen nebeneinander legen und überlegen, welcher nun wessen Partner ist. 
Angefangen hat es mit Weihnachtssocken (Glitzernd, mit Schneeflocken, mit Rentieren, mit Eisbären) inzwischen umfasst meine Sammlung auch Merchandise (Harry Potter und Fantastic Beasts), Tiere (Zebras und Pinguine) und diverse Muster (vor allem Streifen) und mein Highlight: Pizza-Socken. Wenn man bedenkt, dass ich mich kleidungstechnisch meistens im monochromen schwarz-grau-Bereich bewege, ist das schon ziemlich aufregend, wenn man so darüber nachdenkt. 

Aufregend findet meine Socken auch mein lieber Freund Lukas. Und zwar in dem Sinne, dass er sich über sie aufregt. Immer und ständig. Wenn er sie sieht und wenn er sie nicht sieht. Wenn er könnte, würde er sie verbrennen (Zitat) und bei ihm heißen meine bunten Socken eh nur Sex Socken, weil kein Mensch mit solchen Socken Sex haben will. Oder mit Personen, die solche Socken tragen. Ich persönliche finde ja weiße Tennissocken wesentlich schlimmer, aber wie das so ist: Die Diskussion zu diesem Thema führt zu nichts (zumal er keine weißen Tennissocken trägt und ich kein schlagendes Gegenargument habe).

Wenn andere Frauen meine bunten Socken sehen, bekomme ich immer Komplimente. Jedes Mal. Männer wiederum scheinen tatsächlich weniger Gefallen daran zu finden. Es sei denn, sie tragen selber ähnliche Exemplare, mein Kollege mit den Goldmünzen auf seinen eigenen Socken konnte somit nicht gegen meine Glitzer-Pizza-Wunderwerke argumentieren. Ätsch. 
Fest steht: Irgendwie finden Männer bunte Socken nicht so toll wie Frauen. Selbiges passiert mir aktuell auch mit meinem Katzenohren-Hoodie. Scheint so, als dürfe man ab einem gewissen Alter modisch nicht mehr kindisch sein.
(Spoiler: Mir egal)

Carrie Bradshaw trägt sicher auch gerne einmal bunte Socken, aber ich denke nicht, dass ihre Kolumne das zum Thema hatte. Obwohl... wenn sie Männer mit den Socken in ihrer Schublade vergleicht, dann steht wohl jede Art von Socke für eine Art von Mann. Meine bunten Socken wären dann vermutlich eher so die Dandies unter den Herren. Die extrovertierten, leicht durchgeknallten mit dem einzigartigen Stil. Also genau mein Ding, wenn man so will. 
Im Grunde ist es doch so: Jeder Mann kann einem Typ Socken zugeordnet werden und im Zweifel trägt er auch genau diese Art von Socke. Vermutlich eher unbewusst, denn wer macht sich (außer mir und Carrie Bradshaw) schon wirklich viele Gedanken um Socken?

Schwarze Socken.
Der Klassiker. Auch ich habe weiterhin eine ganze Schublade von ihnen. Allerdings ziehe ich sie nur an, wenn alle bunten in der Wäsche sind. Das ist dann ein ziemlich trauriger Tag, zumindest styling-technisch. Schwarze Socken sind unkompliziert und ein bisschen langweilig. Man kann nix falsch machen mit ihnen und man fällt nicht auf. Wenn man sie nicht gerade gewaschen hat und sortieren muss, dann liegt man also nicht verkehrt mit ihnen. Die schwarzen Socken unter den Männern? Vermutlich auch ein wenig unspektakulär und normal. Man kann auch mit ihnen wohl nichts falsch machen. Aber das gewisse Etwas würde mir zumindest fehlen.
(David Tennant hat übrigens auch ein Problem mit schwarzen Socken... und eine Lösung, wie er in der Graham Norton Show einmal erzählte)

Gestreifte Socken.
Ich habe einen sehr stylischen, schottischen Kollegen, der oft gestreifte Socken trägt. Als ich ihn mal auf seine "fancy socks" ansprach, meinte er nur trocken "I'm always wearing fancy socks". Ab dem Zeitpunkt achtete ich natürlich vermehrt darauf und natürlich stimmte es. Man muss dazu sagen: Er krempelt seine Hose immer so hoch, dass man die fancy gestreiften Socken auch schön sehen kann. Die gestreiften Socken unter den Männern sind also ganz offensichtlich die stylischsten ihrer Zunft. Diejenigen, die sich Haare und Bart im Barbershop stutzen lassen, die mehr Schuhe als jede Frau haben und die Socken passend zu den Schuhen wählen. Streifen kommen zudem einfach nie aus der Mode - und das wissen sie ganz genau. Hier kennt sich jemand aus!
(Hier stelle ich zum ersten Mal fest: Der Übergang zwischen "Mann als Socke" und "Socke, die man trägt" ist mehr als nur fließend...)

Einfarbig bunte Socken. 
Irgendwie schwierig. Generell finde ich es nicht schlecht, Farbe zu bekennen, was Socken angeht. Wenn der Rest des Outfits schlicht gehalten ist und die Socke zum Schuh passt - wieso nicht. Aber hier ist das Problem: Die einfarbigen bunten Socken Männer sind meistens irgendwie ein bisschen modisch verpeilt. Einfarbig kann auch langweilig sein und einfarbig kann vor allem falsch sein. Männer, die man als einfarbig-bunt beschreibt sind nicht leicht zu beschreiben und vor allem nicht über einen Kamm zu schweren. Sind sie ebenfalls ein wenig exzentrisch? Oder wären sie es gerne, scheitern aber beim Streben danach? Es kommt auf die Farbe an, aber so eine orange Socke als Mann ist wohl eher Donald Trump... 

Zwei verschiedene Socken.
Und damit meine ich nicht, dass man aus Versehen wieder einmal zwei schwarze Socken erwischt hat, die gar nicht wirklich zusammengehören. Sondern zwei ganz offensichtlich verschiedene Paar Socken. Matthew Gray Gubler beispielsweise trägt nur Socken, die komplett verschieden sind. Er ist da richtig abergläubisch - denn als er mal zusammenpassende Socken trug, hat er sich prompt den Fuß verstaucht.
Nicht zusammenpassende Socken legen nahe, dass man sich nicht nur mit Männern bzw. einem Mann, sondern mit zwei Personen befasst. Passt eine gestreifte Socke zu einer schwarzen? Eine bunte zu einer wild gemusterten? Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an, also würde ich fast einfach mal Ja sagen. Exzentriker und Introvertierter können sich ja durchaus gut ergänzen - oder? 
Aber: Wenn man jetzt den Sockenvergleich hinter sich lässt, sind wir doch wieder am Anfangsproblem: Was macht man, wenn man die Socken des anderen nicht ausstehen kann? Wenn man bunt gemusterte Socken einen Abturner findet? Dass man Socken nicht im Bett trägt, sollte inzwischen jeder kapiert haben, aber unsexy Socken auf dem Sofa oder sonst wo? Echtes Problem oder aufgebauscht?

Carrie schreibt als einziges "Fazit" ihres "Man as socks" Artikel einfach mal "This column sucks". Soweit würde ich nicht gehen, aber als ich mich gerade tiefer in die Männer-Socken-Materie hineingedacht habe, fiel es mir schon ein bisschen schwer, diesen Vergleich aufrecht zu erhalten, ohne verschiede Männer und ihre Socken vor Augen zu haben. Männer mit Socken zu vergleichen gelingt nicht wirklich ohne, dass man sich die Socken der Herren auch zu Gemüte führt. Der Übergang ist irgendwie fließend und am Ende stellt man doch fest: Kleider mögen Leute machen, aber sich so intensiv mit der Fußbekleidung des anderen Geschlechts zu befassen, ist irgendwie auch albern. Sind ja keine Schuhe. Die wiederum sind ja ein Thema für sich, aber ein oftmals so trauriges, dass ich gar nicht darüber nachdenken will... 

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