Mittwoch, 22. August 2018

Meine Überstunden, mein scheiß Liebesleben, mein Therapeut

In letzter Zeit entdecke ich bei mir und meinem Umfeld einen merkwürdigen Trend, der mir nicht gefällt. Es ist kein Trend, für den sich bewusst entschieden wurde oder etwas, das einer vor- und die anderen nachgemacht haben. Es hat sich einfach in unseren Alltag geschlichen und nimmt langsam aber sicher absurdere Formen an als Tattoo-Halsketten oder Einhörner es je könnten.

Lange habe ich überlegt, welchen Namen man dem Kind geben könnte, aber viel kam dabei noch nicht herum.

Verkehrte Welt.
Schwächenvergleich.
Leidensvergleich.
Schwäche zeigen.

Oder vielleicht doch eine super fancy Abkürzung wie. JOS - Joy Of Suffering. Das klingt doch super.

Und was ist das jetzt genau?

Früher, man kennt es, ging der Trend ganz klar in die Richtung: Ich gebe an, mit dem was ich habe. Mit meinen Erfolgen, meinem Eigentum, meinem Haus, Auto, Boot. Je mehr Glamour, desto besser.
Der neue Trend wiederum kann eher mit "Meine Überstunden, mein scheiß Liebesleben, mein Therapeut" zusammengefasst werden. Oder kurz gesagt: Wer am meisten leidet, hat gewonnen.

Wait, what?

Klingt irgendwie absurd, oder? Aber ich wette, dass jeder schon ein bis mehrere Male in so eine Situation gekommen ist, in der man sich plötzlich in einem merkwürdigen Wettbewerb wiederfand: Wem geht es schlechter?

"Irgendwie habe ich heute Kopfschmerzen..."
"Oh mein Gott, hör mir auf, ich glaube, ich werde vor Schmerzen blind!"

"Also irgendwie ist der Tag heute blöd und meine Aufgaben in der Arbeit auch..."
"Ach, stell dich nicht so, ich hatte gerade dröllfzig Meetings nacheinander und muss außerdem noch eine Excel mit einer Milliarde Spalten bearbeiten bis übermorgen!"

"Das mit mir und den Männern wird irgendwie auch nix mehr..."
"Jaja, kenn ich, ich hatte seit bestimmt fünfunddreißig Jahren keine Dates mehr, ich geh einfach ins Kloster!"

War das jetzt überspitzt?
Vielleicht.
Kennt man ähnliche Situationen dennoch?
Mit Sicherheit.

Ich weiß nicht, was passiert ist, aber seit neuestem definiert man sich offenbar darüber, wie schlecht es einem geht. Und ich nehme mich dabei selbst nicht einmal aus. Ich erwische mich inzwischen auch schon dabei, wie ich mit noch schlimmeren Dinge auf die Probleme meiner Freunde reagiere. Aber warum? Macht es uns zu besseren Menschen, wenn wir mehr leiden? Was wollen wir damit erreichen? Mitleid? Nachsicht? Oder doch einfach nur, dass die Menschen beeindruckt sind, mit was wir uns herumschlagen müssen? 

Mittwoch, 17:30. Zwei Kolleginnen und ich sitzen seit 1,5 Stunden zusammen und versuchen, anhand unserer Themen herauszufinden, wer wie viel Zeit in was investiert und wo man effizienter werden kann. So der Plan.
Was dabei herauskommt? Ein weiterer Wettbewerb. Dieses Mal? Wer macht eigentlich am meisten Überstunden? Wenn man nach unserer Tabelle geht, arbeiten wir alle eigentlich täglich 12 Stunden und haben Überstunden bis zum Sanktnimmerleinstag. Und wenn das bei der ersten Berechnung noch nicht der Fall war, dann werden schnell noch bei einem Thema ein paar Stunden aus zum Hut gezaubert. Denn: Wer am meisten leidet, hat am meisten erreicht. Würde man meinen. Ist aber Quatsch.

Ich bin ein großer Fan des Scheiterns. Ich finde, es bringt einem im Leben weiter, wenn man mal auf die Nase fällt. Wichtig ist ja, dass man es versucht hat, davon lernt und es beim nächsten Mal besser macht. Das Scheitern zu glorifizieren finde ich wiederum bedenklich. Und nichts anderes tut man im Grunde, oder? Man nimmt das eigene Elend und stellt es mit dem Elend der anderen in Relation. Wer näher am Abgrund ist, hat gewonnen. Hurra! Blöd nur, dass es da gar nicht so schön ist und irgendwie bringt es einen auch nicht weiter im Leben.

Burn Out. Bore Out. Hörsturz. Kieferknirschen. Bandscheibenvorfall.
Es gibt so ein paar körperliche Gebrechen, die der aktuelle Trend ebenfalls mit sich bringt. Oder sind sie gar selber Trend? Wer nicht mindestens einen Burn Out im Leben hatte und zum Physiotherapeuten muss, weil er sich sonst den Zahnschmelz wegknirscht, der hat nicht genug gelitten. Ernsthaft?

Natürlich würde all das nie jemand aussprechen, aber manchmal habe ich das Gefühl, das Leiden wird glamourösiert. Genauso wie der schlimme Job. Ein wichtiges Thema in Literatur und Film - Die Hauptfigur hasst ihren Job und definiert sich irgendwie dadurch. Der moderne Mensch hasst alles an seinem Leben - und definiert sich durch sein Leiden.

Ob extremer Erfolg oder extremes Leiden einen nun besser definieren oder sich zum (gesunden) Wettbewerb besser eignen - es sei mal dahingestellt. Es wäre das Mittelmaß, das wünschenswert ist. Aber wie bei aktuell allen Dingen, scheinen wir verlernt zu haben, wo das Mittelmaß ist. Wenn, dann schon extrem. Und wenn dafür maximales Leiden angesagt ist, dann schaufeln wir uns eben schön weiter selbst unser Grab...


Sonntag, 11. Februar 2018

Ein langes Wochenende in Amsterdam


"Bist du eigentlich auch irgendwann einmal in der Arbeit?", bekam ich als Antwort auf meine Instagram-Story, den den Blick aus dem Flugzeugfenster zeigte, ergänzt durch den Text "Off to Amsterdam". Wenn man bedenkt, dass ich gefühlt gerade erst aus Paris wiedergekommen bin, ist die Frage wohl durchaus gerechtfertigt.

Aber ich habe nun einmal am 2. Februar Geburtstag. Und 30 wurde ich auch noch. Zu diesem Ereignis nicht zu vereisen, wäre wirklich eine Schande gewesen und so ging es am Vorabend meines Jubeltages in die niederländische Hauptstadt, im Gepäck dicke Klamotten, gute Schuhe und eine lange Liste an "To Dos". Und wie auch schon in Paris, habe ich auch dieses Mal einiges auf meiner Reise gelernt.

1. Unterkunft. Wir entschieden uns für ein airbnb und suchten nicht lange herum. Es wurde das günstigste mit dem am größten wirkenden Bett in guter Lage. Gelandet sind wir in Oud-West, was wirklich ein wunderbares Viertel ist. Unser Zimmer an sich war absolut ausreichend, auch wenn wir das Guckloch zwischen Badezimmer und Schlafzimmer vielleicht nicht unbedingt gebraucht hätten.

2. Das Viertel. Out-West ist mit der Tramlinie 1 zu erreichen, die zugleich die wohl schönste Strecke ist, da man alle bekannten Grachten abfährt und bereits auf der ersten Reise vom Hauptbahnhof viele schöne Häuser sieht. Außerdem gibt es hier jede Menge tolle Cafés (wie ein besonders schönes Bagels & Beans oder ein besonders hippes, dessen Name mir natürlich entfallen ist), Kneipen mit einer riesigen Cratfbeer-Auswahl (wie das Café Parck) und mein Highlight: Die Foodhallen. Dort aßen wir am ersten Abend geniale Burger, nachdem wir von der gastronomischen Auswahl schier erschlagen wurden. 

3. Die Sehenswürdigkeiten. Es gibt so ein paar Sachen, die man sich anschauen sollte, aber mir persönlich waren die schöner Häuser und Grachten, der ganze Flair der Stadt, am wichtigsten. Im kalten Februar war das natürlich schwer zu genießen, aber dick eingepackt ging es schon und gerade imposante Gebäude wie den Bahnhof, das Rijksmuseum oder den Palast konnte man ganz gut erreichen ohne vor Kälte blau anzulaufen. Die heimlichen Stars sind auf jeden Fall die Gassen, die mich sehr an die Winkelgasse erinnert haben.

4. Die Museen. Als ich nach meiner Rückkehr einem Kollegen erzähle, was ich mir alles in Amsterdam angeschaut hatte, lachte er erst einmal und meinte dann "Soso, das Anne Frank Haus. nicht, aber dafür das Sexmuseum". Besser zusammenfassen könnte man es fast nicht. Wir nahmen eher die kleinen Museen mit (wie Venustempel und Red Light Secrets) und obwohl natürlich gerne das Van Gogh oder Stedelijkmuseum von innen gesehen hätte, entschieden wir uns zum Abschluss auch im Museumsquartier für ein kleineres Exemplar: Das Moco. Eine sehr gute Entscheidung, da die Banksy- und Lichtenstein-Ausstellungen dort drin wirklich toll waren und sich super in die alte Villa einfügten.

5. Das Essen. Wenn die Begleitung ein Kroketten-Suchproblem hat und Amsterdam diese frittierten Teile als eines der Nationalgerichte bezeichnet, dann streunert man eben durch die Stadt und sucht die besten Exemplare. Gefunden haben wir sie bei Van Dobben  (nicht davon irritieren lassen, dass man sich eher in eine Art Metzgerei wiederfindet) und in der Patisserie Holtkamp (die so klein ist, dass wir die Kroketten mitgenommen haben und sie auf einer Bank nahe einer Gracht aßen. Die vorbeilaufenden Menschen fanden uns sehr unterhaltsam). Ausgelassen haben wir übrigens die relativ berühmten Kroketten aus dem Automaten von Febo). Ansonsten mussten natürlich diverse Waffeln und Pancakes getestet werden und die wohl sehr bekannten Omelettes bei Omelegg.

6. Das Shopping. Was ich in Paris etwas vermisst habe, konnte ich in Amsterdam voll ausleben. Ich hatte mir fest vorgenommen, mir selbst eine neuen Ring zu schenken und wurde in einem wunderschönen kleinen Laden namens WIND fündig. Auch sonst gab es viele kleine Lädchen, die mich begeistert haben und natürlich musste ich jede Buchhandlung betreten, die mir vor die Nase kam. Besonders schön fand ich es im American Book Center

Fazit dieser Reise? Ich komme irgendwann im Frühling wieder. Wenn man sich mit einem Bier an eine Gracht setzen kann, die Bäume blühen und man vor allem die Stadt per Fahrrad erkunden kann. Außerdem fiel mir erst nach meiner Rückkehr auf, dass ich die berühmte Bank aus "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" nicht gesehen habe. Das muss irgendwann nachgeholt werden und vielleicht wird dann auch das Anna Frank Haus besucht. 

Mittwoch, 31. Januar 2018

Die Leberkäsebrezenphilosophie

"Ich habe gelesen, wenn man sich jeden Tag fragt, was eigentlich positiv an dem Tag war, dann wird man optimistischer. Und beugt extrem Burnout und Depressionen vor. Meinst du, jeder Tag hat was Gutes?"
"Ich glaub schon. Und wenn's nur die Leberkäsebreze ist."
"Sehr gutes Beispiel!"
"Ich nenne das die Leberkäsebrezenphilosophie"
"Das Gute im Tag zu suchen?"
"Genau"

Mein lieber Freund Lukas und ich haben manchmal spätnachts hochphilosophische Momente. Jeder liegt im jeweiligen Bett, das Handy in der Hand, WhatsApp offen und aus irgendeinem Thema entwickeln sich zwei Stunden Lebensphilosophie. So auch an einem Freitagabend vor nicht allzu langer Zeit. Und da fiel zum ersten Mal das Wort Leberkäsebrezenphilosophie.

Man muss dazu sagen, dass Lukas ein kleines Suchtproblem hat, was diesen bayerischen Snack angeht und regelmäßig (heißt im Grunde täglich von Montag bis Freitag) mit anderen Kollegen darum kämpft, wer zuerst beim Brotzeitmann in der Arbeit ankommt und sich das Frühstück für Champions sicher kann. Ich wiederum stehe dieser Art Breze eher neutral gegenüber, aber wusste eben, dass sie ein Tageshighlight sein kann und kam daher auf meine neue Philosophie. 

Was dem einen die Leberkäsebreze ist, ist die anderen der erste Kaffee am Morgen. Die Zimtschnecke an jedem zweiten Freitag. Oder einfach gar nichts zu essen, sondern ein schöner Song. Eine nette Begegnung. Es muss auch gar keine wiederkehrende Sache sein, aber wenn man mal ein bisschen nachdenkt, dann gibt es doch an jedem Tag etwas Gutes, oder? 

Manche Tage sind blöd, ja. Aber ich wette, auch diese Tage haben zumindest eine gute Sekunde. Wenn man über den Tag nachdenkt, fällt sie einem vielleicht nicht sofort ein, aber irgendwann sicher. Findige Leute haben dafür Tagebücher erfunden, die man ausfüllen kann. Andere wiederum nehmen die positive n Momente und Gedanken mit in das Bulletjournal auf. 

Wahrscheinlich klinge ich hochesoterisch und philosophisch mit meiner neuesten Glückstheorie, aber es stimmt einfach. Wenn man sich an den Moment erinnert, an dem man glücklich die Leberkäsebreze (was auch beim zehnten Mal noch schrecklich zu tippen ist) verdrückt hat oder wie man mit dem Lieblingslied im Ohr die Straße entlang spaziert ist - ich behaupte es hilft und wenn nicht, dann schadet es zumindest auch nicht. 

Im Buchhandel haben mir ältere und vor allem erfahrende Kollegen oft am Ende des Tages einen Tipp gegeben, wenn ich deprimiert war und an den einen blöden Kunden gedacht habe: "Vergiss den und denke an die 20 anderen, die nett waren und die sich gefreut haben, dass du ihnen hilfst. Das bringt viel mehr." Und auch das stimmt, denn leider merkt man sich die negativen Sachen viel eher und vor allem länger, als die positiven.Und vergisst dabei vor allem auch, dass die positiven Momente an den meisten Tagen überwiegen.

Für etwaige Hunger auf LKB (Leberkäsebreze) übernehme ich übrigens keinerlei Verantwortung, aber vielleicht hat sie ja wirklich eine ähnlich glücklich machende Wirkung wie Schokolade. 

Montag, 22. Januar 2018

Warum "Girls Like You" manchmal melancholisch sein müssen

 

Es gibt ein Lied für jede Lebenslage. Davon bin ich überzeugt. Epische Musik für ebensolche Momente. Langsame Songs für die Pausen im Leben. Schnulzen für die Romantik, Partysongs für lange Nächte. Und dann gibt es diese Songs für die Augenblicke und Stimmungslagen, die man nicht genau beschreiben kann außer vielleicht mit komisch. Diese Momente, in denen man nicht weiß, ob man sich seltsam fühlt, weil man einen bestimmten Song hört oder den Song deshalb hört, weil man eh schon in seltsamer Stimmung war. Melancholisch trifft es wohl auch ganz gut. Nicht niedergeschlagen oder traurig, aber sicher auch nicht gut gelaunt oder fröhlich. Irgendwo dazwischen. Wenn man alleine durch die Straßen läuft, nach einem langen Arbeitstag die Ruhe braucht, um runterzukommen und nachzudenken. Dann kann man in dieser Stimmung sein und dann braucht man den passenden Song dazu, der all diese widersprüchlichen Gefühle vereint und dann irgendwie auch unterstützt.

Mein Song für diese Momente ist seit vielen Jahren Girls Like You von The Naked And Famous. Kennengelernt habe ich den Song irgendwo auf einer Münchner Tanzfläche, es war bestimmt in den frühen Morgenstunden, vermutlich war es ein Remix und ich ein wenig betrunken. Keine Ahnung, ob ich da schon wusste, welche Bedeutung dieser Song einmal für mich haben würde, aber ich bin ziemlich sicher, dass mir schnell klar wurde, dass er etwas Besonderes ist.

Musik ist für mich ein wenig wie Literatur. Ich analysiere die Texte, suche nach versteckten Botschaften und Bedeutungen. Schneide sie auf mich und meine Bedürfnisse zu. Songtexte sind für mich genauso wichtig, wie die Melodie, von der sie untermalt werden, wenn nicht sogar manchmal wichtiger. Das mag an meiner Vorliebe für Wörter liegen, aber sicher auch daran, dass Musik für mich eben stimmungsabhängig ist. Und manchmal brauche ich einen Text im Ohr, der genau das erzählt, was gerade in mir vorgeht.



Don't you know people write songs about girls like you? Irgendwann vor zig Jahren stand ich auf der Tanzfläche, der Song lief und ein flüchtiger Bekannter, der an diesem Abend zu einem Flirt werden sollte, deutete bei dieser Stelle auf mich. Ich tat geschmeichelt, aber im Gegensatz zu ihm hatte ich mich schon mit dem Text befasst und wusste zwei Dinge: Wenn man eines dieser Girls ist, ist das gar nicht so toll. Und Unrecht hatte er leider nicht, denn ich fühlte mich sehr angesprochen. Und das tue ich in den seltsamen Melancholiemomenten immer noch.

What will you do when something stops you?
What will you say to the world?
What will you be when it all comes crashing down on you little girl?

What would you do if you lost your beauty?
How would you deal with the light?
How would you feel if nobody chased you?
What if it happened tonight?


Rhetorische Fragen, die man sich mal mehr, mal weniger im Leben stellt. Und irgendwie fassen sie perfekt alle Unsicherheiten zusammen, die man haben kann. Wenn man das Gefühl hat, alles zerbröselt gerade. Oder auch nur, wenn man Angst davor hat, dass es passieren könnte. Wenn Veränderungen anstehen - selbst wenn sie gut sind. Wenn man sich einsam fühlt und nicht weiß, warum. Melancholie geht per Definition meistens auf keinen bestimmten Anlass zurück. Sie ist einfach da und irgendwann ist sie einfach wieder weg. Aber wenn sie mal da ist, dann hat man ihn eben. Diesen ominösen Weltschmerz.

How could you dance if no one was watching and you couldn't even get off the floor?

What would you do if you couldn't even feel, not even pitiful pain?
How would you deal with the empty decisions eating away at the days?

Ich weiß nicht, warum man über diese Girls Songs schreibt. Und wer das besungene Girl ist. Aber ich denke, dass sich viele von uns in diesem Song wiederfinden können, zumindest zeit- und teilweise. Wenn die Welt einen überfordert, wenn zu viel passiert oder auch zu wenig. Wenn man seine Ruhe haben will, aber nicht allein sein. Wenn man meckern will, aber gar keinen Grund dazu hat. Wenn man jammern will, aber andere nicht damit belasten. Wenn man weiß, dass man sich in diese Melancholiestimmung, in die Tristesse, hineinsteigert und eigentlich gar nichts dagegen tun will außer sie ein wenig zu genießen. Zu zelebrieren. Deswegen hört man nämlich Songs wie Girls Like You in Dauerschleife. Man lebt aus, dass man eines dieser Girls ist, und wenn es nur für einen Abend ist. Dann ist es nämlich genug und meistens sieht es am nächsten Morgen gleich wieder anders aus. Und dann hört man auch ein anderes Lied. Vielleicht eins über Girls, die den Boys den Kopf verdrehen. 

Freitag, 12. Januar 2018

Vorsätze einhalten mit dem Bulletjournal

2018 - das Jahr, in dem unser Jahrtausend volljährig wird. Das Jahr, in dem ich 30 werde. Ob ich das nun gut oder schlecht finde, weiß ich nicht. Aber da ich rund um den großen Tag in Amsterdam sein werde, kann es gar nicht so schlimm werden. Plus ich gehe damit gleich einen meiner inoffiziellen Vorsätze an: Orte bereisen, an denen ich noch nicht war. 

Eigentlich behaupte ich gerne, dass ich keine Vorsätze habe. Ist natürlich gelogen. Und dieses Jahr scheint dann doch, ob wegen Jubiläum oder nicht, das zu werden, in dem die Vorsätze zelebriert werden. 

Nicht ganz unschuldig daran ist ein Trend, dem ich mich so langsam auch nicht mehr entziehen kann: Das Bulletjournal. Zwei Freundinnen von mir betreiben es sehr fleißig und eine davon kennt mich gut genug, um mir das perfekte Weihnachtsgeschenk zu machen: Ein Bulletjournal, das ich nur noch befüllen muss. Meine Grobmotorik mit Stiften würde sonst vermutlich dafür sorgen, dass ich trotz aller Kreativität nach kurzer Zeit die Lust daran verlieren würde, mein Journal zu führen und zu befüllen. So läuft es aber bisher ganz gut und kreativ sein kann ich ja dennoch – vor allem mit den Glitzerstiften, die ich gleich noch dazu bekommen habe.

Grundsätzlich ist ja das Schöne an so einem Bulletjournal, dass man es an sich und seine Bedürfnisse, Gewohnheiten und Stimmungen anpassen kann. Vielleicht überkommt mich der Wunsch nach mehr Spielraum auch noch irgendwann, aber aktuell bin ich sehr zufrieden mit der Aufteilung und den verschiedenen Seiten, die ich mit meinen Inhalten füllen kann.

Habit Tracker
Vermutlich eine der wichtigsten und auch aufschlussreichsten Seiten. Hier wird jeden Tag festgehalten, ob man seine „kleinen Ziele“ erreicht hat. Was hier fast immer steht sind Dinge wie „Genug Wasser trinken“ oder "Mindestens 8 Stunden schlafen". So auch bei mir. Außerdem im Januar ein Minimum von 5.000 Schritten und dass ich täglich zumindest ein paar Seiten in einem Buch lese. Für den Februar habe ich mir noch ein paar zusätzliche Sachen ausgedacht und ich bin gespannt, was ich bin Ende des Jahres alles tracken werde.

Bücherliste
Dass ich eine bestimmte Anzahl an Büchern pro Jahr lese ist mir extrem wichtig – letztes Jahr habe ich 50 geschafft und dieses Jahr strebe ich mind. 60 an. Zwar tracke ich die gelesenen Bücher schon über Goodreads, aber in die Liste im Journal kann ich schon vorab eintragen, was ich lesen will und die erledigten Wälzer dann farbig kennzeichnen. Das sieht schön aus und wenn man am Ende eine bunte Doppelseite voller Bücher hat, ist das sicher ein toller Anblick, der auch ein wenig stolz macht. Typisch für Januar bin ich aktuell übrigens eine sehr fleißige Leserin und aktuell bei Buch Nummero 5.

Quartalsziele
Ist vermutlich kein Standard und klingt auch extrem nach Umsatzplanung in der Arbeit, aber ich finde es ziemlich sinnvoll, mir für die ersten drei Monate des Jahres drei große Ziele zu stecken und diese umzusetzen. Das sind vor allem Sachen, die ich machen muss, um mit weiteren (Jahres-)Zielen darauf aufbauen zu können oder auch Sachen, die einfach mal gemacht werden müssen, wie der Gesundheitscheck, den ich mir vorgenommen habe. Das Gute daran: Drei Monate sind kurz und lang genug gleichzeitig. Kurz genug, um sich ranhalten zu müssen, aber lang genug, um nicht in Panik verfallen zu müssen, wenn der Fortschritt im Januar noch nicht so groß ist, wie man sich das vielleicht gedacht und gewünscht hat hat.

Jahresvorsätze
Abnehmen und sich gesund ernähren, mehr Sport machen und was weiß ich – typische Vorsätze für Januar, die meisten eh nicht lange anhalten. Deshalb habe ich diese gar nicht erst mit aufgenommen in meine Pläne für 2018. Lieber nehme ich mir Sachen vor, die mir auch Spaß machen und dazu gehört auf jeden Fall, dass ich endlich Französisch lerne. Ich hoffe, die Nach-Paris-Motivation hält noch lange an, aber da ich mir zum Lernen ein Bulletjournal-artiges Notizbuch angelegt habe, bin ich guter Dinge.

Als Freundin von To-Do-Listen bin ich tatsächlich prädestiniert dafür, meine Arbeit und meinen Alltag in diversen Listen und Übersichten zu dokumentieren. Dinge planen und Erledigtes abhaken hat mir schon immer am meisten gebracht und außerdem fallen so selbst Kleinigkeiten nicht unter den Tisch und werden erledigt. Was ich jetzt noch überlege anzulegen ist ein Moodtracker, um zu sehen, wie eigentlich meine Stimmung im Jahresverlauf ist und wodurch sie beeinflusst wird. Und im Frühjahr bekomme ich wahrscheinlich noch eine Menge Motivation ich Form eines Buches dazu, auf das ich sehr gespannt bin.