Sonntag, 13. Januar 2013

[Rezension] Elizabeth Miles - Im Herzen die Rache

Die Erinyen („die Rasenden“), bei den Römern als Furien bezeichnet,
sind in der griechischen Mythologie die drei Rachegöttinnen AlektoMegaira und Tisiphone.
Sie stellen die personifizierten Gewissensbisse dar. 
Manchmal kann es gar nicht schaden, sich mit antiken Mythen zu beschäftigen. Das zumindest will man so Manchem in Elizabeth Miles' "Im Herzen die Rache" raten, dann hätten sie vielleicht ein wenig schneller gemerkt, was in ihrer Kleinstadt Ascension vor sich geht.
Dass es kein normaler Winter werden wird, ist den Jugendlichen spätestens klar, als sich eine Mitschülerin von einer Brücke stürzt und ins Koma fällt. Sasha war eine Außenseiterin, wurde ausgelacht. Und einer ihrer Mitschüler war daran nicht unschuldig. Natürlich quält Chase sein schlechtes Gewissen, aber nicht genug, um etwas zu ändern. Und jetzt scheint es zu spät zu sein.
Auch Emily wird von Gewissensbissen gequält. Aber auch nicht genug, um sich selbst daran zu hindern, etwas mit dem Freund ihrer besten Freundin anzufangen. Das Verlangen ist einfach stärker, sie kann nichts dagegen tun. Das ist doch nicht verwerflich, oder?

Chase und Emily lassen sich beide etwas zu schulden kommen. Und obwohl sie es bereuen, reicht das nicht. Denn Reue allein reicht oft nicht. So manches muss gerächt werden. Ob böswillig oder nicht, das ist den Furien egal. Denn genau sie sind es, die die Missetaten rächen werden - in Form dreier bildschöner Mädchen. Ty, Meg und Ali (Kennt man sich mit der Mythologie etwas aus, erkennt man hier die Namen Tisiphone, Megaira und Alekto bzw. zumindest die Ähnlichkeit zu den Namen der mythischen Furien). Und Chase wäre nicht ein Mann, wenn er nicht auf Tys Reize hereinfallen würde. Doch dass sie nur auf Rache aus ist und ihm das Leben so zur Hölle machen wird, wie er es mit Sasha getan hat, will ihm einfach nicht in den Sinn kommen.
Emily hingegen merkt schnell, dass mit Ali etwas nicht stimmt. Das Mädchen verfolgt sie, wo sie auch ist. Und sie scheint keine Ruhe geben zu wollen, bis Emily nicht nur bereut, sondern Rache erfahren hat, die ihrem Vergehen angemessen ist.

Legenden, Mythen und Sagen faszinieren die Menschen seit jeher. Ob in ihrer ursprünglichen Fassung oder modernisiert - man kann nicht genug kriegen. So geht es einem auch hier. Vielleicht hat man schon einmal was von den Furien gehört, aber die drei Gestalten (denen man unter anderem auch in der Göttlichen Komödie, bei Iphigenie auf Tauris und Paradise Losz begegnet) in einem modernen Kontext am Werk zu sehen, macht "Im Herzen die Rache" zu etwas Besonderem. Natürlich auch zu einer Geschichte, die dazu verleiten soll, selbst über Gut und Böse, Recht und Unrecht nachzudenken. Vielleicht wird man nicht von den Furien bestraft, aber es fällt doch vieles auf einen zurück im Leben. Auge um Auge, möchte man fast sagen. Oder an Karma glauben, je nachdem.

Dennoch schließt man gerade die beiden Charaktere ins Herz, die für ihr Vergehen bestraft werden sollen. Chase und Emily sind natürlich nicht nur "schlecht" und "böse". Im Grunde sind sie auch nur menschlich. Und irgendwie einfach naiv und dumm. Chase, weil er sich durch sein verletztes Ego dazu verleiten ließ, Sashas soziales Leben zu zerstörten. Weil er auf Ty hereinfällt, nur weil er sie attraktiv findet. Und Emily, weil sie die Freundschaft zu ihrer besten Freundin aufs Spiel setzt, weil sie denkt, deren Freund wäre ihre große Liebe. Das ist beides im Grunde nicht bösartig, eigentlich eher verständlich. Aber die Rache unterscheidet da nicht wirklich. Für sie zählt das Ergebnis und vor allem ihre Aufgabe: Vergeltung. Und die drei Furien wissen natürlich, was sie tun. Und sie werden ihre Rache kriegen. Koste es, was es wolle.


Elizabeth Miles: Im Herzen die Rache - Loewe - € 17.95

Offizieller Buchtrailer:

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