Ich bin eigentlich kein Fan von "klassischen" Fantasybüchern. Ich mag lieber Urban Fantasy. Und Historische Romane mag ich eigentlich auch nicht so gerne, mit dem Genre werde ich einfach nicht warm. Umso erstaunlicher also, dass ich euch heute von einem Buch vorschwärmen werde, das genau diese beiden Elemente vereint: Ein historischer Fantasyroman. Oder ein Historienroman mit ein bisschen Fantasy. Wie auch immer.
Aufmerksam wurde ich auf Grave Mercy durch eine Rezension bei der lieben Sarah. Und weil wir einen ziemlich ähnlichen Geschmack haben, vertraute ich einfach ihrem Urteil bzw. ihrer Begeisterung und nahm mir das Buch mit nach Hause.
Und ich habe es nicht bereut. Verschlungen habe ich es beinahe schon. Ich konnte es fast nicht mehr aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, was passiert, wie sich die Geschehnisse auflösen (und ob überhaupt). Gerade diese Mischung aus geschichtlichen Details im Bezug auf Frankreich und die Bretagne, den Fantasyelementen, die sich mehr mit Göttern, als mit fantastischen Kreaturen befassen und allem voran der klassixchen Abenteuergeschichte ist es, was den Lesegenuss so groß macht. Natürlich darf man hierbei das Salz in der Suppe nicht vergessen: Die Liebesgeschichte.
Die 17-Jährige Ismae ist vor drei Jahren geflüchtet. Aus ihrem Heimatdorf, weg von einer Zwangsehe, die für sie nur Schmerz und Leid bedeutet hätte. Sie wurde aufgenommen in einem Kloster. Die Nonnen haben sich dem Dienste St. Mortains verschrieben und sie wird als Noviz in verschiedenen Tötungsarten, vor allem aber in Giftmischerei ausgebildet. Dies hat zum Zweck, dass sie St. Mortains Befehle ausführen soll, denn er ist die Gottheit des Todes.
Ihr erster großer Auftrag führt sie an den Hof von Anne de Bretagne, der jungen Herzogin, die alle Hände voll zu tun hat, die Bretagne vor einer Übernahme durch die Franzosen zu bewahren. Ismae ist zu ihrem Schutz da - denn wer das nur für sie sichtbare Zeichen Mortains trägt, muss von ihr getötet werden - und das sind meist die, die sich gegen die Herzogin verschworen haben. Da sich Ismae in ihrem früheren Leben mit vielem herumschlagen musste, vor allem mit der Grausamkeit der Männer, scheint dies ein Leichtes für sie zu sein. Doch auch ihr Herz, das scheinbar aus Stein ist, kann zum Schlagen gebracht werden. Gavriel Duval und sie scheinen auf unterschiedlichen Seiten zu stehen - und doch sorgen sie sich beide nur um das Wohl von Anne. Und da Ismae als seine Mätresse am Hofe vorgestellt wurde, wäre es doch ein leichtes, den Worten Taten folgen zu lassen. Wäre da nur nicht ihr Auftraggeber - denn der hat etwas dagegen, dass sie ihr Herz verschenkt...
Befasst man sich ein wenig mit der Geschichte der Bretagne, stellt man schnell etwas fest: Robon LeFevers hat sich sehr genau an die Fakten gehalten, was Anne und ihren Hof angeht. Viele Namen, die in ihrem Roman auftauchen, spielten wirklich eine große Rolle zu dieser Zeit. Einzig die Sache mit St. Mortain lässt sich so nirgends finden - das ist dann wohl das Fantasyelement. Aber es wirkt so glaubwürdig, dass ich sogar davon ausgegangen bin, dass es wirklich diese Abtei gibt und auch eine Gottheit, die angebetet wurde. Dieses Verweben von Wahrheit und Fiktion macht den besonderen Reiz von "Grave Mercy" aus. Aber das ist nur ein kleiner Teil.
Ismae trägt die Geschichte, denn sie ist eine starke, aber liebenswürdige Erzählstimme, mit der man sich gleich zu beginn anfreunden kann. All ihre Gedankengänge und Handlungen sind, wenn auch oft nicht verständlich, so doch nachvollziehbar - vor allem, als sie beschließt, endlich Herrin ihres eigenen Schicksals zu werden.
Das ist kein Buch nur für Liebhaber von Historienschwarten und Fantasywälzern - sondern für alle, die ein gut geschriebenes, spannendes Buch lesen und dabei sogar noch so manches lernen wollen!
Robin LaFevers: Grave Mercy - Die Novizin des Todes - Originaltitel: His Fair Assassin - Verlag: cbj - € 14.99
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