Dienstag, 20. Oktober 2015

Bücher für London-Fans


London-(Sehn)Sucht ist eine ernst zu nehmende Sache. Mich lässt sie nie ganz los, aber manchmal ist sie besonders schlimm. Wenn ich mir alte Fotos ansehe, wenn Bücher, Serien oder Filme in London spielen, wenn andere Leute in London sind. Es gibt viele Auslöser für einen Anfall. Und wenn man gerade nicht die Möglichkeit hat, eine Reise zu unternehmen, dann muss man eben ausweichen. Es hilft zwar leider nur bedingt, ist aber besser als nichts. In manchem Fall kann die Sehnsucht noch schlimmer werden, aber der Gedanke daran, dass man vielleicht bald wieder in die Lieblingsstadt eintauchen kann, hilft dann sicher.

Dieses Jahr ist das Erste seit 2012 in dem ich nicht zumindest für ein paar Tage nach London reisen werde. Andere Reisen kamen dazwischen, andere Pläne wurden geschmiedet. Es hat sich einfach nicht ergeben. Das ist schade und traurig, aber vor allem ist das ein Grund, in meiner umfangreichen Buchsammlung zu wühlen und meine Seelenstreichler in Papierform herauszuholen. An einem gemütlichen Herbsttag gedanklich durch London marschieren, Pläne schmieden für die nächste Reise und dabei noch etwas zur Geschichte der Stadt lernen - so geht das. Und wenn man dabei zufällig noch Tee vom letzten Besuch übrig hat - umso besser!

111 Orte in London, die man gesehen haben muss
Nach ein paar Besuchen denkt man ja gerne, man würde eine Stadt kennen. Ich wage aber zu behaupten, dass das nicht stimmt. Ich denke, nicht einmal die Bewohner einer Stadt kennen sie wirklich zu hundert Prozent. Deshalb liebe ich die 111 Orte Reihe sehr. Man lernt immer etwas dazu und bekommt Anregungen für ungewöhnliche Ausflugsziele. Klar sind hier Klassiker dabei wie The Barbican (kennt man spätestens seit Cumberbatch-Hamlet. Ich habe mir hier vor drei Jahre eine James Bond Ausstellung angesehen), die City Hall (an deren Fuß man wunderbar an der Themse sitzen und das Treiben auf der Tower Bridge beobachten kann), Primrose Hill, Westminster und diverse Parks. Aber man lernt auch die Ecken kennen, in die man sich vielleicht nicht einfach so verirren würde. Die Bevis-Marks-Synagoge, verschiedene Friedhöfe, die Eccleston-Mews. Und besonders schön: Alles, was mit Richmond zu tun hat. Vor allem das Theater. Das Buch lohnt sich für jeden, der London gerne tiefergehend entdecken will und Inspiration sucht.

100% London
Leider nur nicht gebraucht zu bekommen, aber es lohnt sich. Das Büchlein hat mich schon manches Mal begleitet, wenn ich zu Fuß in London unterwegs war. Hier wird auf 6 Spaziergängen die Stadt erkundet. Und das sollte man sowieso tun. Was sieht man schon von einer Stadt, wenn man seine Zeit in der Ubahn verbringt? Nichts! Hier werden verschiedene Routen vorgeschlagen, die an den unterschiedlichsten Sehenswürdigkeiten vorbeiführen. Ich entschied mich bei meinem letzten längeren Besuch für eine Variante des Southwark-Spaziergangs. Angefangen vom Tower über die Tower Bridge vorbei an der City Hall zu The Shard. Es sollte noch weiter gehen zum Globe Theatre und St. Barth's, aber da machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Auch auf der Strecke liegen zudem noch St. Paul's, Tate Modern und die Millenium Bridge. Ein sehr touristischer Spaziergang, aber das macht nichts!

111 Gründe London zu lieben
Jeder hat natürlich seine ganz eigenen Gründe, warum man eine Stadt liebt. Aber meistens kann man sich auf diese Gründe ganz gut einigen oder sie ähneln sich sowieso schon. Ob ich selbst aus dem Stehgreif 111 Gründe zusammenbekommen würde weiß ich nicht, aber dafür gibt es ja dieses schöne Buch! Unterteilt in verschiedene Abschnitte wie "London mal ganz allgemein", "London geht aus" oder "Unterwegs in London" ist für jeden Menschentypen etwas dabei, das er an London lieben kann. Im Idealfall sind das viele, viele Gründe. Weil hier kein Mensch Fußgängerampeln braucht - Das stimmt absolut und fällt einem ziemlich schnell auf. Weil London im Regen am schönsten ist - Lässt sich nicht leugnen! Weil es hier noch richtige Royalisten gibt - Sehr sympathisch! Weil die Grenzen zwischen Shop und Museum hier fließend sind - Ist das Kunst oder kann man das kaufen? Egal, ob man allen Gründen zustimmt - jeder London-Liebhaber wird sich hier wieder erkennen und dabei auch die ganz besondere Liebesaffäre, die er mit dieser Stadt hat.

Peter Ackroyd: London
Wenn man etwas über die Geschichte der Stadt wissen will, dann sollte man sich diesen Schmöker zur Gemüte führen. Auf über 600 Seiten erfährt man alles, was man je wissen wollte. Oder manchmal vielleicht auch nicht so genau, denn gerade die dunklen Kapitel der Stadt verdrängt man ja gerne einmal. Historisch, geographisch oder auf seine ganz eigene Art erzählt Ackroyd von der Stadt und seinen Einwohnern. Von Pest und Feuer, aber auch von Kunst und wichtigen Persönlichkeiten. Es ist die Biographie einer Stadt, die sich ständig verändert und in der man an jeder Ecke auf ihre Vergangenheit stößt. Ein absolutes Muss für jeden, der auch nur einen kleinen Bezug zur Stadt hat!

London. Portrait of a City
Von außen betrachtet mag es nur wie ein normaler Bildband aussehen, aber kaum blättert man hinein, wird klar: Auch hier wird ausführlich von Londons Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erzählt. Vor allem durch Bilder, wie man es vom Taschen-Verlag kennt, aber auch durch passende Begleittexte und spannende Informationen. Viele der Bilder weichen ab von dem, was man aus den üblichen Bildbänden kennt. Hier stehen nicht die typischen Sehenswürdigkeiten im Vordergrund, sondern auch gerne mal die Bewohner der Stadt. Und die sind ja bekanntlich besonders interessant!

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