Montag, 5. Dezember 2011

Relax, take it easy - for there is nothing that we can do


Oder: Wie ich einmal versuchte, mich zu entspannen und daran scheiterte.

Ich würde mich jetzt nicht unbedingt als unentspannt bezeichnen. Aber entspannen kann ich mich trotzdem nicht. Ich langweile mich einfach viel zu schnell, wenn ich nichts zu tun habe. Mein Gehirn braucht eine Beschäftigung und mein Körper am Besten auch gleich eine dazu.
Deswegen muss ich immer in der Badewanne lesen, sonst habe ich das Bedürfnis, allerspätestens nach 10 Minuten wieder herauszuklettern. Und das ist ja nicht der Sinn der Sache.
Im Zuge meines Offline-Wochenendes wollte ich aber genau das einmal ausprobieren: Mich entspannen. Und wo ginge das besser, als in der Therme Erding? Sonntagmittag brach ich also auf. Und war schon zum ersten Mal nicht mehr so entspannt, als ich die langen Schlangen an der Kasse sah. Menschenmengen an einem Sonntag im Winter sind ja keine Seltenheit und auch vorhersehbar. Trotzdem. Besser wurde es auch nicht, als ich auf dem Weg von der Eingangstür bis zu besagten Menschenschlangen drei Mal von irgendwelchen Leuten angequatscht wurde, die mir etwas andrehen wollten. Danke, die Süddeutsche hab ich schon abonniert und ich schaue zwar viele Filme zuhause, aber bleib mir mit deinem iPad und deinen Geschenken vom Leib!
Endlich in der Therme selbst angekommen ging es ganz gemütlich weiter. Die Leute hatten sich augenscheinlich schön verteilt, man hatte durchaus noch Platz im Wasser. Soweit, so gut. Beim zweiten Kind, das vor mir ins Wasser sprang und mich duschte, war ich noch entspannt. Danach nur noch ein bisschen.
Vom Rumsitzen im Wasser allein wird man ja nicht entspannt. Dazu gibt es noch viele andere Möglichkeiten, die ausgeschöpft werden wollen. Auf dem Weg zum Warmluftraum (ein künstlich erzeugter Fieberzustand? Klang doch gut) sah ich aber erst einmal etwas ganz anderes Faszinierendes: Gesichtsmasken. Umsonst auch noch! Na wenn das nicht entspannt! Also klatschte ich mir einen Batzen von dem Zeug ins Gesicht in freudiger Erwartung auf topgepflegte Haut. Erste Zweifel kamen noch ungefähr 30 Sekunden auf, als es anfing, etwas unangenehm zu werden. Sprich: Es brannte auf der Haut. Gutes Zeichen, was? Ich hielt trotzdem tapfer durch und wartete, bis die Pampe getrocknet war. Zu meiner Überraschung trug ich keine Pusteln davon.
Jetzt aber ab in die Wärmekammer. Das Ding sieht aus wie eine kleine Sauna, ist nur nicht so heiß, was also besser für den Kreislauf ist. Maximale Verweildauer: 15 Minuten. Machbar. Klingt ja auch gut: Man legt sich gemütlich auf sein Handtuch und döst in der warmen Kammer. Denkste. Ich lag also da, wollte gerade wegdriften. Da ging die Tür auf. Herein kamen viel kalte Luft und ein paar Schweizer. "Ja sichääärrr ist da noch a Plätzle frei!". Dem war zwar nicht so, aber egal. Kaum hatten die Platz genommen, quatschte das Pärchen in der Ecke los. Anscheinend war ihnen langweilig, denn sie gingen bald wieder. Mit ihnen das Mädel, das eine Stufe über mir lag und somit über mich drüber kletterte. Aber keine Sorge: Ihren Platz nahm sogleich eine nette bayerische Dame ein, die mit ihrer Freundin über den Johnny quatschte. Muss ein toller Hecht sein, wirklich! Ich hielt die 15 Minuten durch, aber entspannt war ich immer noch nicht.
Nächste Stufe: Heißes Sole-Bad. Badewannentemperatur, gut für die Haut, gemütliches Rumsitzen. Da sich hier alle zu benehmen wussten, wurde das mit der Entspannung ja doch noch was! Und warm war mir auch. Ebenso die Erfahrung im Thermalbecken. Noch ein Stück wärmer, alles schön kuschelig. Ich wünschte mir eine Badewanne in genau der Größe für zuhause.
Nächster Schritt: Kristallkammer. Auch eine Minisauna. Nur leider nicht so warm und irgendwie fad. Mir war langweilig. Wieder raus. Und ab in die Sinneswelt. Besonderes Highlight: Vier Ruhezonen in unterschiedlichen Farben. Blau klang am Besten und tatsächlich: Hier fühlte ich mich wohl. Schon interessant, wie sehr einen Farben beeinflussen können.
Nächster Punkt: Dösen auf einer Liege unter einer Wärmelampe. Bei meinem letzten Besuch war ich hier eingeschlummert. Diesmal nicht. Wieso: Jemand war vor mir eingeschlafen und er schnarchte. Ziemlich laut. Ich hasse schnarchen. Ich war unentspannt. Zeit, wieder zu gehen.

Wahrscheinlich klingt das jetzt alles wahnsinnig negativ. Ist es aber gar nicht. Als ich wieder aus der Therme herauskam, fühlte ich mich tatsächlich besser, als vorher. Meine Rückenschmerzen waren kurrzeitig weg, ich fühlte mich von innen gewärmt - alles in Allem ein Effekt, der mir sehr gefallen hat.
Außerdem war es die perfekte Vorbereitung auf einen faulen Abend im Bett. Ohne Internet. Mit einem Buch.

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