
Das mag jetzt nicht sonderlich aufregend klingen, immerhin arbeite ich ja im Buchhandel und da halten diese Reader jetzt Einzug. Für mich war es trotzdem ein sehr seltsamer Moment, v.a. als ich herausfand, dass wir einer der wenigen Händler sind, die diesen speziellen Reader überhaupt verkaufen. Gehört hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts von diesem Gerät, was aber vermutlich daran liegen kann, dass ich mich immer geweigert habe, mich mit Ebooks und deren Readern auseinanderzusetzen.
Leider bleibt mir inzwischen nichts anderes mehr übrig. Den Einzug der Ebooks in den Buchhandel kann man nicht aufhalten und im Zuge dessen wurde ich gleich zur Expertin in Sachen iRiver Story HD (so heißt der Reader) ernannt. Leider beinhaltet das nicht, dass ich selbst so ein Ding zum Testen bekomme. Denn auch, wenn ich mir niemals elektronische Bücher kaufen werde (es reicht ja, dass ich so viel Zeit am PC verbringe), würde mich trotzdem mal interessieren, ob ich auf so einem Ding wirklich ein ganzes Buch lesen könnte und vor allem, in welchen Situationen. Sbahn, Tram, Bett - das sind so meine Leseorte. Laut Werbung ist der Reader ja leichter als ein Taschenbuch, also wäre das im Bett mal einen Versuch wert.
Wir Buchhändler sind ja altmodisch. Auch die jüngere Generation. Wir haben den Beruf ja nicht umsonst gewählt. Wir wollen etwas mit dem geschrieben Wort auf Papier zu tun haben. Dass uns jetzt Elektronik vorgesetzt wird, passt uns da irgendwie nicht. So manch einer würde wahrscheinlich auch Bestellungen lieber ohne PC machen. Was ich vor allem dann verstehe, wenn mal wieder "Verbesserungen" vorgenommen werden, die das Arbeiten eher erschweren, als sonst was. Mir fällt es ja leicht, mich an neue elektronische Begebenheiten zu gewöhnen, älteren Kollegen brauchen hingegen wirklich lange bzw. kommen nie wirklich zurecht damit.
Aber im Endeffekt brauchen wir uns ja nicht beschweren. Solange der stationäre Buchhandel miteinbezogen wird und nicht alles über Internethändler läuft, bleibt das Geschäft ja erhalten. Schlimmer trifft es ja die Verlage. Dazu hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, aber passend zum Thema habe ich heute Morgen in brand.eins gelesen, dass durch den Run auf Ebooks viele Verlage ins Trudeln geraten. Lange haben sie sich ja geweigert, ihre Bücher (auch) als Ebooks zu publizieren. Denn wenn der Trend weg vom Papier geht, fallen Arbeitsplätze weg, v.a. in der Herstellung. Bis es soweit ist, wird es hoffentlich noch eine Zeit dauern, vielleicht kommt es auch gar nicht dazu. Aber die Angst ist ja da, v.a. da sowieso an allen Ecken und Enden gekürzt und gespart wird. Lektorate werden ausgegliedert, die großen Konzerne kaufen kleine Individualverlage auf - die Buchbranche, wie sie früher war, gibt es schon lange nicht mehr. Und das ist eigentlich das, was mich am meisten stört. Dass diese Branche, die immer ein wenig nostalgisch, altmodisch war, auch der Modernisierung zum Opfer fällt. Natürlich bin ich für den Fortschritt. Aber da, wo er auch passt. Und irgendwie passt er beim Thema Buch einfach nicht.
Ob Ebooks die große Revolution bringen, wage ich zu bezweifeln. Zumindest in Deutschland nicht. In den USA werden inzwischen mehr Ebooks, als konventionelle Bücher verkauft. Aber der deutsche Ästhet, der bibliophile Leser aus dem Land der Dichter und Denker wird sich nicht darauf einlassen. Zumindest hoffe ich das.
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