Alle paar Monate habe ich einen Ausbruch von Jane Austen-itis. Manchmal braucht es keinen Auslöser, manchmal schleicht es sich einfach so an. Dieses Mal ist der Trailer von Pride & Prejudice and Zombies irgendwie schuld daran, dass ich meine Bücher aus dem Regal ziehen möchte, alle meine Austen-Filme nacheinander schauen und am Besten noch schnell nach Chatsworth düsen möchte. Was ich jedenfalls gerade gemacht habe: Alle meine Austen-spezifischen Bücher endlich an einem Ort versammelt. Und nein, ich habe kein Suchtproblem!
Immer, wenn ich dann bei Pride & Prejudice angelangt bin, denke ich über Mr Bingley nach. Was vielleicht komisch erscheinen mag, wenn man bedenkt, was für ein großer Darcyholic ich doch bin und wie sehr ich gerade Matthew Macfadyen in dieser Rolle (und in allen anderen, die er spielt) liebe. Aber manchmal kommt mir so ein blasphemischer Gedanke wie "Vielleicht ist Mr Bingley ja eigentlich besser als Mr Darcy und wäre die bessere Wahl".
Vielleicht vergleicht man da auch Äpfel und Birnen miteinander, aber man muss schon zugeben, dass Bingley ein wesentlich angenehmerer Zeitgenosse ist, als der gute Fitzwilliam. Er geht offener auf Leute zu, er ist begeistert von allem, er lobt Jane in den Himmel. Darcy ist der grumpy Kerl im Hintergrund, der alle Leute blöd findet und Elizabeth ist ja sowieso nur "barely tolerable". Nicht gerade Traummann-Material eigentlich. Aber das Thema wurde in den letzten Jahrzehnten auch schon mehrmals durchgekaut und wir alle wissen ja inzwischen, dass er einfach nur ein bisschen missverstanden, ein bisschen schüchtern und nur minimal hochnäsig ist!
Bingley ist nett zu allen, versucht Darcy aus seinem Schneckenhaus zu locken, ist Schwiegermutters Traum. Eigentlich langweilig, aber gerade zu Austens Zeit war es ja ganz angenehm, wenn so ein Kerl einfach mal nett war. Ist ja heute auch nicht recht viel anders, wenn wir mal ehrlich sind. Wobei wir hier dann auch schon wieder beim Thema "Frauen wollen ja eh nur die bad guys und die netten lassen sie links liegen" wären. Wenn man nach diesem sehr klischeehaften Schema geht, ist sowieso klar, warum alle auf Mr Darcy fliegen. Jedenfalls was die Leserschaft angeht, die Bennets und ihre Nachbarn sind ja doch eher Bingley-Fans und wollen sämtliche Töchter an ihn verschachern.
Was ich an Bingley wiederum nicht mag: Er ist charakterschwach. Ihm ist sehr schnell klar, dass er Jane liebt. Aber er lässt sich diese Liebe einfach ausreden. Von seiner garstigen Schwester, von seinem überaus hilfsbereiten Freund Darcy. Anstatt sich durchzusetzen und zu sagen "Ist mir egal, ob sie arm ist und die scheinbare Gleichgültigkeit werde ich ihr auch noch austreiben", verlässt er Netherfield Knall auf Fall und wart erst einmal nicht mehr gesehen. Auch nicht gerade nett von ihm. Und per Brief "Schluss machen" ist ja auch nicht wirklich schicklich! Aber zum Glück gibt es ja auch für ihn ein Happy End. Begeisterung seitens seiner Schwestern kann er nicht erwarten, aber immerhin hat Mr Darcy dann auch mal kapiert, dass die Bennets ganz gute Partien sind!
Wahrscheinlich wird Charles Bingley es nicht mehr schaffen, Darcy von seinem Thron zu stoßen. Aber das macht nix. Denn das muss er auch gar nicht. Er ist nämlich bescheiden genug, um sich mit seiner Nebenrolle zufrieden zu geben. Aber genau das macht ihn ja sympathisch und vor allem zu einem Charakter, in den man sich auch mal hineinversetzen kann. Denn nicht jeder von uns steht immer nur im Mittelpunkt. Und auch wenn Bingley am Anfang gerade für Mrs Bennet sehr wichtig ist, weil er ja ein "single man in possession of a great fortune" ist, so kann er sicher ganz gut damit leben, dass am Ende Mr Darcy in den Fokus rückt während er klammheimlich doch noch das tut, was sein Herz ihm die ganze Zeit schon gesagt hat.
Mr Bingley zu spielen ist vielleicht nicht so ein großes Ding wie Mr Darcy verkörpern zu dürfen, aber dennoch braucht es dazu den passenden Schauspieler, der diesen interessanten und wichtigen Charakter überzeugend rüberbringt. Meine drei Favoriten? Bittesehr!
Simon Woods
Wusstet ihr, dass der gute Simon mal mit Rosamunde Pike (ja, das ist seine Jane in Stolz und Vorurteil) zusammen war? Bestimmt. Aber wusstet ihr auch, dass er jetzt mit Christopher Bailey, dem Creative Director von Burberry verheiratet ist?! Jetzt schon! Geht es noch besser und britischer? Ich glaube nicht! Ich finde Simon Woods großartig und seinen Bingley würde ich vom Fleck weg heiraten! Möchte dann bitte aber so einen Heiratsantrag wie den hier!
Tom Mison
Als ich anfing, Sleepy Hollow zu schauen, war ich sofort von Tom begeistert. Erst ziemlich viel später wurde mir klar, dass ich ihn aus einer anderen Serie bereits kannte: Lost in Austen. Sein Mr. Bingley ist natürlich ganz anders als sein Ichabod Crane, aber ich mag ihn sehr, auch wenn er ein wenig weichgespült aussieht. Aber der liegt so in der Natur der Rolle. Hier lernt man ihn kennen und er ist schon arg niedlich!
Douglas Booth
Und wen man natürlich absolut nicht vergessen darf an dieser Stelle: Bing Lee! Die Lizzie Bennet Diaries sind absolut großartig und die Idee, aus Bingley einfach einen Bing Lee zu machen finde ich fantastisch. Ich mag ihn auch sehr, den guten Bing! Wer sich selbst überzeugen möchte (und süchtig nach der Webserie werden): einmal hier entlang bitte!
Da es bekanntlich nichts gibt, was es nicht gibt, habe ich bei meiner neuesten Recherche übrigens zumindest ein Buch entdeckt, dass sich mit Janes und Bingleys Seite der Geschichte befasst: Miss Bennet & Mr Bingley von Fenella J Miller. Klingt nach einer Sache, die man sich mal zu Gemüte führen kann, vor allem wenn die Austen-Sucht wieder einmal ihren Höhepunkt erreicht hat.
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