Montag, 10. September 2012

[Rezension] Ellen Sussman - An einem Tag in Paris



Autor: Ellen Sussman
Originaltitel: French Lessons
Verlag: Limes
Preis: € 16.99

Ich war noch nie in Paris. Und ich werde auch so schnell nicht hinkommen. Ich kann nämlich kein Französisch und bevor ich nicht zumindest ein paar Sätze von mir geben kann, werde ich nicht nach Paris reisen. Auch, wenn es mir schwerfällt, weil ich glaube, mir würde es gefallen.
Aber wozu gibt es Bücher. Und Filme. Ich kann mich wunderbar darauf vorbereiten, irgendwann die Stadt der Liebe (und der Mode) zu besuchen, indem ich Anna Gavalda lese und alles mit Audrey Tatou anschaue.
Einer meiner Lieblingsfilme spielt ebenfalls in Paris. Before Sunset heißt er und ist die Fortsetzung von Before Sunrise. Der wiederum spielt in Wien und da war ich schon mehrmals.


Wieso ich jetzt auf Before Sunset komme? Weil ich ein Buch vorstellen möchte, dass mich sehr an diesen wunderbaren Film erinnert hat.
Das Konzept von "An einem Tag in Paris" ist relativ ähnlich: Was kann auf einem Spaziergang durch die Stadt passieren. Was passiert, wenn nichts passiert, sondern vor allem geredet wird?
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen drei junge Franzosen: Chantal, Nico und Philippe. Die drei sind Sprachenlehrer, die vor allem Privatstunden geben. Und die drei sind Freunde, sogar mehr als das. Chantal ist mit Philippe zusammen, doch der betrügt sie laufend. Und Nico liebt Chantal. Doch er glaubt, dass sie sich nie für ihn entscheiden wird.
Soweit zur Ausgangssituation. Doch diese scheint sich im Laufe des Tages zu ändern. Denn jeder von den dreien trifft sich mit einem Privatschüler. Jeder geht eine spezielle Beziehung zu einer quasi fremden Person ein. Nico trifft auf Josie, eine junge Amerikanerin, die nach dem Tod ihres Geliebten nach Paris gekommen ist. Und beinahe vergisst er Chantal und verliebt sich in Josie. In ihre Art, in ihr Wesen. Auf dem Spaziergang durch Paris lernen sie sich besser kennen, als sie es für möglich gehalten hätten.
Philippe hingegen kennt seine Schülerin Riley schon länger und begehrt sie ebenso lang. Und auch Riley fühlt sich zu ihm hingezogen. Sie ist mit ihrem Mann nach Paris gezogen und hat ihre amerikanische Heimat hinter sich gelassen. Doch sie ist unglücklich und eine Affäre mit Philippe scheint genau das Richtige zu sein. Oder nicht?
Chantal und ihr Schüler Jeremy haben den letzten Tag zusammen. Er ist der Mann einer Hollywoodschauspielerin, einer tollen Frau. Und doch weckt Chantal mehr und mehr sein Interesse. Sie ist jung und so ganz anders, als alles, was er in seiner Ehe kennt. Doch will er wirklich alles für eine junge Französin aufgeben?

Das Besondere an den drei kleinen Geschichten in diesem Buch ist, wie sie sich immer wieder auf wundersame Weise verweben. Die Charaktere kennen einander, begegnen sich auf unterschiedliche Art und Weise. Es ist ein Tag in ihrem Leben, der für alle die gleiche Ausgangssituation zu haben scheint - und doch verbringen ihn diese sechs Menschen auf unterschiedliche Art und Weise. Die ungleichen Paare nehmen andere Wege durch die Stadt, haben andere Themen und Gedankengänge. Und doch scheinen sie am Ende wieder eines gemeinsam zu haben, wenn sie feststellen, dass der Ausgangspunkt gar nicht so schlecht war, wie sie angenommen haben. Warum nicht an dem festhalten, was man hat? Kann etwas Neues und Aufregendes wirklich so viel besser sein?

Um Paris in der Theorie kennenzulernen, ist dieses Buch wunderbar geeignet. Denn für jedes der drei Paare ist eine Karte abgedruckt mit dem Weg, den sie gehen. Am Ende landen sie alle zur selben Zeit am selben Ort - und wissen es nicht einmal. Sie alle scheinen angekommen zu sein bei einer Entscheidung, die ihr Leben verändern könnte - oder alles beim Alten belassen.

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