Samstag, 24. September 2011

I will take my coffee black, never snack...



Ich mag Kaffee. Nein, eigentlich liebe ich Kaffee.
Wenn ich am Schreibtisch sitze, steht immer eine Tasse neben mir. Wenn ich durch die Gegend renne, klebt ein Pappbecher quasi an meiner Hand. Kaffee ist ominpräsent. Ohne geht es nicht.
Klingt irgendwie leicht nach Suchtverhalten, oder? Nicht umsonst nennen sich solche Menschen Kaffeejunkies. Manche sind süchtig nach Drogen, Nikotin und Alkohohl. Wieder andere nach Koffein.
Das alles sagt man so leicht dahin, weil Kaffee ja grundsätzlich nicht schadet. Er schmeckt, er macht wach und ist, sofern man es nicht übertreibt, gesund. Eine tolle Sache also und somit ist es kein Wunder, dass selbst die Deutschen als Biernation mehr Kaffee als Gerstensaft trinken.
Blöderweise hat sich mir vor ein paar Tagen eine ganz andere Seite offenbart. Wie jeden Morgen wanderte ich munter mit meinem Kaffee in die Arbeit, erfreute mich zudem daran, dass es der erste aus unserer neuen Kaffeemaschine war und schlürfte ihn langsam in mich hinein. Alles wunderbar.
Bis es nicht mehr so wunderbar war.
Es mag sein, dass ich momentan einen nervösen Magen habe. Stressbedingt. Der also absolut empfindlich auf alles Mögliche reagiert. Leider tat er das auch auf den Kaffee, der mir auf einen Schlag nicht mehr schmeckte. Leider stellte ich bei genauerem Nachdenken fest, dass sich so etwas schon angekündigt hatte, denn trotz der Tatsache, dass wirklich viel Kaffee trinken kann, hatte er mir in letzter Zeit deutlich mehr zugesetzt, als normal.
Einzig vernünftiger Entschluss also: Kein Kaffee mehr in der nächsten Zeit. Kann ja nicht so schwer sein!
War es auch nicht. Zumindest am Rest dieses Tages und auch am nächsten. Wenn es in der Arbeit Zeit für einen Kaffee war, machte ich mir eben einen Tee. Kein Problem. Morgens den Kaffee wegzulassen ging auch. Man beweist ja Willensstärke.
Doch dann kam der Freitag. Und irgendwie hatte mein Körper jetzt erst begriffen, dass das ja was fehlte. Kein Koffein mehr seit bestimmt 48 Stunden. Und da ich mich zu einem radikalen, allgemeinen Entzug entschlossen hatte, auch kein Nikotin mehr. Alles kein Problem für mich. Dachte ich.
Denn plötzlich kamen die Kopfschmerzen. Und die niederschmetternde Müdigkeit. Das Gefühl, wie in Watte gepackt zu sein, alles war dumpf, nur der Schmerz war da.
Ich litt den ganzen Tag vor mich hin und fragte mich, was nur los sei. Bis es mir irgendwann auffiel: Klar, auch Koffein ist ein Suchtmittel. Und entzieht man das dem Körper, dann reagiert er entsprechend. Unter anderem mit Kopfschmerzen. Sagte mir auch Google. Denn Koffein ist eine psychoaktive Droge, heißt es. Also etwas, das den Geist des Menschen beeinflusst. Zwar harmlos, weil es nur anregend wirkt. Aber trotzdem.
Irgendwann im Laufe des Freitags verschwanden die Kopfschmerzen, ich fühlte mich wieder wesentlich fitter. Ich spürte ein leises Gefühl von Triumph: Das war ja ein leichter Entzug. Ein Tag leiden und alles ist wieder okay. Dem Magen geht's gut, der Körper fühlt sich, auch durch den vielen Tee, irgendwie entgiftet an. Und würde ich jetzt so weitermachen, wäre ich bestimmt bald topfit, gesund und frei von Sucht.
Denkste. Denn bereits heute Morgen wurde ich auf eine harte Probe gestellt. Und ich versagte kläglich. Meinen üblichen Samstagsmorgenkaffee verkniff ich mir, obwohl er seit Jahren ein Ritual auf dem Weg in die Arbeit ist.
Und zum samstäglichen Frühstück in der Buchhandlung wollte ich mir auch meinen Tee machen. Blöd nur, dass ich die Rechnung ohne meinen Kollegen gemacht hatte, der seinen großzügigen Tag hatte und meinte "Ich lade euch heute mal auf einen gescheiten Kaffee vom Bäcker gegenüber ein. Du trinkst Cappuccino, oder?" Es lag mir auf der Zunge zu sagen "Nein, lass gut sein, ich mach mir einen Tee". Wirklich, ich hätte es fast gesagt! Aber dann dachte ich mir "Na ja, ein kleiner Cappuccino schadet doch nicht, da ist ja eh mehr Milch als Kaffee drin!". Ich trank ihn also. Und kam natürlich ein Bisschen wieder auf den Geschmack. Und da er mir keine Schmerzen zufügte, dachte ich mir "Okay, das ging ja nochmal gut! Jetzt aber so bald kein Kaffee mehr, du wolltest doch konsequent sein!"
Der Vorsatz hielt genau zwei Stunden. Dann schneite nämlich mein Chef herein und meinte (Achtung Déjá-vu!), es wäre mal wieder an der Zeit für einen gescheiten Kaffee. Ich solle doch zum Italiener von nebenan gehen und uns welchen holen.
Und wer jetzt denkt, ich hätte vernünftig gehandelt, drei Kaffee für die Männer geholt und mir einen Tee gekocht, der irrt leider gewaltig. Natürlich trank ich noch einmal einen Cappuccino. Und auch, wenn ich es nicht sofort extrem bereute, so merkte ich doch, dass dieser zweite Kaffee meinem Wohlergehen definitiv nicht zuträglich war. Was ich mir ja hätte denken können. Aber die Sucht war eben größer.
Ich bin gespannt, wie es in nächster Zeit mit meiner Konsequenz aussieht. Ich fürchte, ich werde es nie ganz schaffen, auf Kaffee zu verzichten. Das zu denken, wäre ziemlich naiv. Allein die Tatsache, dass die tolle Aktivität "Kaffeetrinken gehen" dann wegfallen würde. Man kann sie zwar durch "Teetrinken gehen" ersetzen, aber irgendwie ist das doch nicht dasselbe. Mein Körper würde es mir vermutlich wirklich danken, wenn ich den Rest meiner Tage nur noch Ayurveda-Tee trinke. Aber will ich das wirklich? Natürlich schmeckt der auch, genauso wie ich ein erklärter Fan von Chai-Tee bin. Aber es geht eben nichts über einen heißen Kaffee, der langsam die Lebensgeister weckt. Einen Cappuccino mit perfektem Milchschaum, einen Espresso - schwarz wie die Nacht und süß wie die Liebe. Kaffee mag eine Sucht sein. Aber es ist auch eine Leidenschaft. Und die sind nun einmal der Antrieb im Leben.

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