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Und ich freute mich. Denn wenn man dieses Schauspiel das erste Mal bewundern darf, dann weiß man: Der Herbst ist da.
Den perfekten Text über meine Lieblingsjahreszeit hat eigentlich schon Judith Liere geschrieben. Jedes Jahr um diese Zeit krame ich ihn wieder raus, lese ihn und freue mich mit ihr gemeinsam auf den Herbst. Und dieses Jahr muss einfach meine eigene Ode her, da hilft alles nichts!
Ich bin einfach kein Mensch für den Sommer. War ich noch nie. Klar freue ich mich, wenn es angenehm warm draußen wird. Aber nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Danach ist es mir zu heiß, zu sonnig, zu klebrig... einfach bäh, um es salopp auszudrücken.
Im Herbst mag ich auch andere Menschen lieber. Also den Kontakt zu ihnen. Im Sommer meidet man den ja, verschwitzte Menschen sind nämlich selten wirklich angenehm. Im Herbst hat man schön eine oder mehrere Schichten Kleidung zwischen sich und anderen und gut ist es.
Herbst ist auch Kuschelzeit. Also theoretisch. Wird es kälter, wird man anlehnungsbedürftiger. Man braucht die Nähe eines lieben Menschen, Kuschelige Wohlfühlmomente, eingemümmelt in Decken. Ginge es nach mir, müsste man den ganzen Herbst so verbringen. Da es das aber nicht tut, werde ich wohl weiterhin mit meinen Kissen und meiner Decke alleine kuscheln.
Mein Geschmack ändert sich im Herbst auch. Obwohl er das eigentlich nicht tut. Er ist immer da, wartet nur auf den großen Aufritt Mitte September.
Wenn die Lieblingsjahreszeit daherkommt, krame ich die Krimis raus. Nie passen sie besser, nie ist die Stimmung förderlicher, wenn man sich ein wenig gruseln will. Überhaupt: Gruselgeschichten, am Besten rund um den 31. Oktober herum, gehören zum Herbst einfach dazu.
Im Herbst brauche ich melancholische Musik. Für die Sbahn, für Spaziergänge, für Autofahrten. Im Sommer lässt man sich doch gerne mal von der Gute-Laune-Welle anstecken. Im Herbst kann man dann all das rauskramen, das zu verregneten Nachmittagen, Wanderungen im Nebel und früher Abenddämmerung passt. Ich glaube, diesen Herbst werde ich vermehrt The Veils, The Naked & Famous, The XX, Bright Eyes und Maximo Park hören. Und den Soundtrack von (500) Days of Summer. Und den von Garden State. Alles, was langsam, ruhig und stimmungsfördernd ist eben.
Filme für den Herbst gibt es eine ganze Menge. Allen voran der Film mit der besten Nebelszene schlechthin: Stolz & Vorurteil in der Version mit Keira Knightley und Matthew Macfadyen. Auch stimmungsfördernd: In my father's den, Chocolat, The Virgin Suicides. Wobei ich zugeben muss, dass Chocolat eher nicht melancholisch ist, aber ein Bisschen Schokoalde schadet ja bekanntlich nie.
Womit wir auch schon beim nächsten Thema wären: Essen. Und Gerüche. Ich liebe Vanille, Karamell und Schokolade. Im Sommer passt das nicht. Leider. Im Herbst schon. Im Herbst passt auch, dass man sich mit Duftkerzen im Bad verschanzt, ein Schaumbad nimmt und sich wärmt.
Von innen wärmen geht im Herbst auch wunderbar. Tee, Kaffee, Kakao. Und nirgends ist es schöner, sich in ein Teahouse (allen voran das Edward's) zu setzen. Sich am warmen Tee festhalten, nach draußen schauen und zufrieden seufzen. Das ist für mich Glück. Perfekt wird es mit einem monströsen Stück London Cheesecake.
Überhaupt kann man im Herbst wahnsinnig gut Sachen machen, die im Sommer einfach nicht drin sind. Sonntags durch Münchens Museen ziehen. Ins Theater gehen, in die Oper, ins Kino. Natürlich macht man das auch mal im Sommer, aber eigentlich passt es da nicht. Mal davon abgesehen, dass es keinen schöneren Anblick gibt, als die Pinakothek der Moderne inmitten herbstlicher Bäume.
Was wäre eine Auflistung meiner schlauen Ansichten ohne Kleidung?
Ich bin auch ganz ehrlich: Sommerkleidung finde ich scheußlich. Grundsätzlich. Ich mag die Farben nicht (zu bunt), die Schnitte schon gar nicht (zu kurz) und die Stoffe auch nicht (zu durchsichtig).Im Herbst werden die Schichten mehr, die Farben schöner (schwarz, braun, grau, rot...), die Stoffe angenehmer. Man trägt wieder Strumpfhosen. Und Schals. Ich liebe Schals. Genauso liebe ich Mützen und Kapuzen. Alles, was man im Herbst wieder herauskramen kann. Man trägt es nicht aus purer Notwendigkeit, wie im Winter. Aber es passt und man fühlt sich wohlig und geborgen. So soll es ja auch sein.
Der Herbst hat ein anderes Licht. Was logisch ist, da die Sonne anders steht. Ich finde das Licht schöner. Es ist weicher, irgendwie rötlicher. Wenn die Sonne durch Bäume mit rotem Laub blitzt, geht es mir gut. Und wenn ich zwischen all dem Laub auf dem Boden eine oder zwei Kastanien finde. Da kommt dann wieder das Kind in mir durch, das sich über die kleinen, braunen Kugeln freut und sie stolz nach Hause trägt. Dort werden sie gesammelt, Jahr für Jahr. Damit auch dann, wenn der Herbst vorbei ist, eine kleine Erinnerung zurückbleibt.
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