Sonntag, 11. Dezember 2011

The way to get started is to quit talking and begin doing (Walt Disney)

Man lernt ja nie aus bzw. man kann nie auslernen, weil die Welt sich ja gerne mal verändert und man mit ihr wachsen sollte - vor allem geistig.
In der Berufswelt ist es also nicht unwichtig, sich öfter mal fortzubilden, an Schulungen und Seminaren teilzunehmen und somit auf dem Laufenden zu bleiben, vor allem wenn es um technischen Fortschritt geht.
Auch die Buchbranche schläft ja nicht (zumindest nicht immer) und da wir es jetzt mit den Ebook-Readern zu tun kriegen, gab es dazu letzten Freitag auch ein Seminar. Und weil ich ja für diese Dinger zuständig bin, durfte ich daran teilnehmen. Veranstaltet wurde das Ganze von unserem Großhändler Koch Neff & Volckmar und weil deren Einzugsgebiet groß ist und eh keiner Zeit hat, durch die Gegend zu fahren, war es ein Telefon-Online-Seminar.
Soweit, so gut. Im Vorfeld bekam man wahnsinnig viele Informationen, unter anderem auch einen Testlink, um vorher abzuklären, ob der PC, mit dem man teilzunehmen gedenkt, auch den Anforderungen entspricht. Also ich weiß ja nicht, ob ich da komisch bin, aber ich mahe sowas ja vorher schon, um mir selbst Ärger und Peinlichkeiten zu ersparen. Denn wie hieß es so schön in einer Email? "Nach Beginn der Konferenz können Technikfragen nicht mehr geklärt werden, sonst wir der Ablauf gestört"
Haha, denkste! Am Morgen des Seminars fand ich mich also pünktlich in der Arbeit ein, machte es mir mit Frühstück und Kaffee im Büro gemütlich und wählte mich ein. Alles wunderbar, was die Online-Sache anging. Dann also per Telefon. Wo ich doch so gerne telefoniere. Kaum hatte ich gewählt und den Code eingegeben, kam das Stimmengewirr. Sämtliche Arten von Dialekten, von niederbayerisch über wienerisch bis sächsisch - alle brabbelten sie durcheinander. Doch was ich schon nach einer Minute herausfand: Sie brabbelten alle darüber, dass bei ihrem PC etwas nicht funktionierte. Sie konnten sich nicht einwählen. Wer hätte das gedacht? Natürlich hätten sie es getestet, aber an einem anderen PC! Muss doch trotzdem gehen, oder? Und überhaupt, diese Technik immer! Langsam bekam ich Bedenken: Es handelte sich ja um eine Schulung zu einem Technikthema - wenn dann schon die Teilnahme an einem Problem mit der Technik scheitert, wie soll das dann weitergehen?
20 Minuten später. Der Kaffee ist getrunken, Däumchen gedreht habe ich schon mehrmals, mein Ohr tut weh, der Bildschirmschoner hat sich auch schon eingeschaltet... da geht es dann doch wirklich mal mit dem Thema los! Beeindruckend! Gerade, wo ich fast vor Langeweile eingeschlafen wäre. Mindestens fünf Teilnehmerrinnen (Ja, die Männer waren wieder einmal in der Minderheit, wir sprechen hier von Buchhändlern, das ist nach wie vor eher ein Frauenberuf) hatten sich inzwischen ausgeklinkt, weil die böse Technik einfach nicht wollte. Also los geht's! Powerpoint-Präsentation mit telefonischen Erklärungen dazu. Eigentlich eine Sache, die man in 30 Minuten hinter sich bringen kann.
Denkste! Zwischenrufe sind ja vorprogrammiert, angefangen von "Mein Telefonakku ist leer, geht das, wenn ich mit einem anderen Gerät nochmal anrufe und mich einwähle?" bis hin zu "Da muss ich jetzt aber mal nachhaken - wie ist denn das mit dem Wlan da jetzt? Versteh ich nicht!" Mir schwirrte der Kopf. Und zwar bald. Mir reicht ja schon eine Stimme am Telefon, aber so viele verschiedenen, die dann auch noch ständig reinquatschen? Anstrengend!
Irgendwann schaltete ich also auf Durchzug und begann mich nebenbei etwas zu fragen: Laufen solche Seminare immer so ab? Wie schaffen es denn andere Branchen, da jemals etwas zustande zu bringen? Angesetzt waren 1,5 Stunden, die wir natürlich überzogen, sie hätten einfach nicht gereicht. Oder ist das wieder typisch Buchhändler? Ich habe ja so meine Theorien, was meine Zunft angeht und irgendwie fühlte ich mich bestätigt - Technik-Know-How gleich Null, immer am Motzen und Meckern, einfach mal drauflos labern... Natürlich waren nicht alle so, viele kannten sich mit dem iRiver schon echt gut aus, teils besser, als der Seminarleiter. Aber grundsätzlich ist doch nicht der Sinn so eines Seminars, dass man mit seinen eigenen Problemchen daherkommt - dafür gibt es eine Hotline! Und dazwischenzubrüllen, man wäre "jetzt auch wieder da" finde ich auch unpassend, weil schlicht uninteressant.
Ursprünglich hatte ich ja mal geplant, das Ganze aufzumischen und eine absurde Frage zu stellen - irgendwas mit der Cloud oder so. Passt ja gewissermaßen auch zum Thema und hätte sicher so manchen ins Rudern gebracht. Aber das habe ich mir dann doch verkniffen, die anderen Teilnehmer waren ja anstrengend genug.
Anstrengend ist wohl auch das Wort, welches das ganze Szenario am Besten beschreibt. Zwei Stunden später tat mir mein Ohr weh, mein Kopf schwirrte und schlauer war ich auch nicht wirklich. Zwar hatte ich kein Geld ausgegeben und mein Chef auch nicht, aber wieder einmal hatte ich das Gefühl, dass ich meine Zeit auch sinnvoller hätte nutzen können...

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