
Im Leben geht es ja gerne mal wahnsinnig ungerecht zu. Entweder, weil immer alle gemein zu einem sind, man dauernd im Regen steht oder aber weil man selbst durch einen Vergleich schlecht gemacht wird.
Worüber ich mich jetzt schon seit über einem Jahr ärgere, ist so ein ungerechter Vergleich. Natürlich kommt der nicht von ungefähr, meistens ist ja etwas Wahres dran, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass auch hier immer noch Äpfel keine Birnen sind und erst recht keine Kirschen.
Grundsätzlich geht es hier um Literatur, aber das Ganze hat natürlich schon weitere Kreise gezogen, was bei den beiden Damen, um die es geht, auch kein Wunder ist.
Die Rede ist von Sarah Kuttner und Charlotte Roche. Ja, ich weiß. Das haben wir alles schon irgendwo gehört, gelesen und gesehen, aber das ändert auch nichts an der Tatsache, dass mich der Vergleich zwischen den beiden maßlos ärgert und ich ihn ungerecht finde.
Grundsätzlich spricht ja nichts dagegen, die beiden zu vergleichen. Zumindest nicht, wenn man mal die grundsätzlichen Gegebenheiten nimmt: Beide Anfang 30, beide dunkelbraune Haare, beide ehemalige Musiksender-Moderatorinnen, beide haben Bücher geschrieben. So viel dazu. Und das war's dann auch schon, wenn man mich fragt.
Aber jetzt kommen wir mal zu einem Unterschied. Der mag die Medienwelt und auch die Menschheit wenig interessieren, mich aber schon: Ich weigere mich, Charlotte Roches Bücher zu lesen. Das liegt nicht daran, dass ich irgendwie zimperlich wäre. Ich kann so ziemlich alles an geschriebenen Worten ertragen, auch Dinge, die mich ekeln. Und ich habe auch in Feuchtgebiete reingelesen. Mehrmals. Und es dabei belassen. Denn wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist es dieses "Ich muss um jeden Preis provozieren! Geschmack ist dabei Nebensache!"

Sarah Kuttner mochte ich auch immer schon. Und durch ihre Bücher mag ich sie noch ein Stück lieber. Denn sowohl Mängelexemplar (Was ich für einen absolut genialen Buchtitel halte), als auch Wachstumsschmerz sind einfach tolle Bücher. Der Stil ist gut, die Charaktere liebenswert, die Handlung zwar alltäglich, aber lesenswert. Genau das, was ich von einem Buch erwarte bzw. mir erhoffe. In der Dezemberausgabe des PRINZ steht "Schnellfeuerdialoge, Schnodderschnauze, Mädchengefühle, Krisengedanken" und somit genau die Sachen, die ich mag. Sachen, die eigentlich immer gut ankommen sollten. Allein deshalb ist es ungerecht, dass Feuchtgebiete sich rund zwei Millionen Mal verkaufte - dagegen stehen dann 500.000 Exemplare von Mängelexemplar. Aber vor allem in der Buchbranche habe ich es schon lange aufgegeben, die Trends zu hinterfragen. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich auch den Trend Bis(s) einfach hingenommen. Ist halt so. Der Stein kommt ins Rollen, wie auch immer das geschehen mag und ist dann nicht mehr aufzuhalten. Und das muss dann auch nicht immer logisch und nachvollziehbar sein.
Sarah Kuttner kann ich jedenfalls jedem ans Herz legen, der sie noch nicht gelesen hat. Denn allein für Sätze wie "Ich verliebte mich in den Gedanken, verliebt zu sein" oder "Ich bin ziemlich gut im Interessantsein, aber nicht so gut im Interessantmachen" könnte ich sie knutschen! Weil ich mich angesprochen fühle und mir beim Lesen dann denken kann "Wenigstens steht hier endlich mal gedruckt, was ich gerne mal denke und fühle". Oder auch einfach Dialoge, die so zwar nicht vorkommen, aber genauso gut aus meinem Umfeld stammen könnten: "Du wirst dich vermutlich in mich verlieben und fürchterlich unglücklich werden", sagt David noch fröhlich. Und ich sage: "Ja, vermutlich".
Aus Büchern von Sarah Kuttner könnte ich laufend zitieren. Weil sie mit der Sprache umgehen kann, Worte so aneinanderreiht, dass sie schön klingen. Und das finde ich wichtig. Anders kriegt man mich sowieso nicht rum. Und weil ich ja sowieso immer auf der Suche nach Kurzgeschichten und dergleichen als Bettlektüre bin, werde ich mir vermutlich zu Weihnachten selbst ihre gesammelten Kolumnen schenken. Und viel daraus lernen. Oder zumindest viele tolle Sätze finden.
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